Meine beiden AGM Batterien funktionierten nach dem Ausfall im Mai 2020 wieder einwandfrei und das sinnvollste wäre gewesen, die Batterien so lange zu behalten, bis sie defekt sind bzw. an Leistung stark verlieren. Aber da ich sehr oft frei stehe und somit autark sein möchte, brauche ich eine gut funktionierende und vor allem zuverlässige Stromversorgung. So war für mich die Lösung: Auf Lithium Batterie im Wohnmobil umrüsten. Eine Lithium Batterie (statt AGM) im Wohnmbil nachrüsten, welche Vorteile gibt es?
Vorteile Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePO4) Batterie im Wohnmobil
1. Schnellladung bis zum Schluss |
2. Ladezustand (fast) egal |
3. Lange Lebensdauer |
4. Stabile Spannung |
5. Keine seltenen Erden im Akku |
6. Lithium-Eisen-Phosphat Akkus sind sehr sicher |
7. Lithium Batterien sind leichter als AGM |
Schnellladung bis zum Schluss
Ich staunte nicht schlecht, als ich während der ersten Fahrt mit der neuen Lithium Batterie von Creabest ich mir den Batteriemonitor anschaute. Tatsächlich wurde der Lithium Akku bis zum Schluss mit ca. 29A geladen. Das war bei den AGM Batterien nicht möglich. Da waren ab ca. 80% nur noch Ladeströme mit 3-6A vorhanden. Ein wirklich großer Vorteil im Vergleich zu AGM!
Ladezustand (fast) egal
AGM mag keine niedrigen Ladestände und am liebsten gleich wieder geladen werden. Dies ist bei einer Lithium Battterie im Prinzip egal. Ganz tiefe Ladestände sind zwar auch bei einer Lithium Batterie nicht gut, aber dafür gibt es das sogenannte BMS (battery-management-system), welches den Ladestand überwacht und im Fall des Falles abschaltet und somit die Batterie schützt. Wenn möglich, sollten Ladestände unter 10% vermieden werden, da diese sich auf die Lebensdauer auswirken kann.
Lange Lebensdauer
Creabest gibt an, dass der Akku nach 3000 Zyklen noch 80% Kapazität besitzt. Bei AGM ist nach 300-400 Zyklen Schluss! Ein Zyklus ist eine vollständige Ladung, d.h. wenn der Akku an einem Tag von 40% auf 100% geladen wurde, am nächsten Tag vom 20% auf 60% entspricht das einen Zyklus und nicht (wie man vielleicht meinen könnte) 2 Zyklen. So kann man sich ausrechnen, dass die Lebensdauer locker 10 Jahre oder mehr sein kann. Bei AGM spricht man von 3-4 Jahre.
Stabile Spannung
Bei AGM ist es leider so, dass bei höherer Leistung die Spannung relativ schnell zusammenbricht, insbesondere, wenn der Akku einen niedrigeren Ladezustand hat. Dies führte bei mir im Cleverly öfters dazu, dass die Dieselheizung mit einem Fehlercode (Unterspannung) den Betrieb einstellte. Dies sollte mit dem Lithium Akku nun der Vergangenheit angehöhren.🙂
Keine seltenen Erden im Lithium-Eisen-Phosphat Akku
Insbesondere Kobalt ist in einem LiFePO4 Akku nicht mehr enthalten. Kobald zählt zu den seltenen Erden und der Abbau ist sehr umstritten. Auch andere Schwermetalle gibt es im Lithium-Eisen-Phosphat Akku nicht. Außerdem ist die Batterie voll recylebar.
Lithium-Eisen-Phosphat Akkus sind sehr sicher
Ein sehr wichtiger Vorteil ist die Sicherheit bei einem LiFePO4 Akku geenüber anderen Lithium Akkus. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Akku zum Brennen anfängt ist äußerst gering. Es gibt auf Youtube Videos, in denen Nägel in Akkuzellen geschlagen wurden ohne dass der Akku zum brennen beginnt. Und dies gibt uns Camper doch ein sicheres Gefühl. 🙂
Lithium Batterien sind leichter
Eine AGM Batterie wiegt ca. 26kg, zwei waren bei mir verbaut, macht insgesamt 52kg! Die neue Lithium Batterie hat nur noch ein Gewicht von ca. 19kg! Somit eine Ersparnis von 33kg!
Gibt es auch Nachteile bei einem LiFePO4 Akku?
Ja, neben dem hohen Preis (gleicht sich aber duch die lange Lebensdauer und den Vorteilen aus) ist ein Nachteil, dass man den Akku ab 0°C oder darunter nicht mehr laden kann. Entladen ist jedoch möglich. Ich sehe das aber in einem Wohnmobil als keinen großen Nachteil, denn wann hat es im Innenraum 0°C? Klar, wenn es draußen im Winter steht, ist das möglich. Ist man aber mit dem Wohnmobil im Winter unterwegs, hat man in der Regel die Heizung an und es wird nicht vorkommen, dass der Akku 0°C oder weniger hat.
Auf Lithium Batterie im Wohnmobil umrüsten, es geht los!
Nun geht es zum praktischen Teil, die Lithium Batterie im Wohnmobil nachzurüsten.
Warnung: Dies sollte nur jemand machen, der sich damit auskennt. Ansonsten bitte an einen Fachmann wenden!
Vordersitz ausbauen
Erst musste bei mir der Vordersitz, genauer der Fahrersitz ausgebaut werden, da die zwei AGM Batterien sich unter diesen Sitz befinden. Hierfür habe ich eine Anleitung erstellt. Mit dieser Anleitung sollte der Ausbau gut funktionieren. Zusätzlich gibt es ein Youtube Video von mir.
Die AGM Batterien ausbauen
Der Ausbau der AGM Batterien gestaltete sich als einfach. Zur Sicherheit habe ich als erstes die Kabel von den Polen getrennt! Hier ist wichtig: Erst den Minuspol abklemmen, dann den Pluspol von der Batterie! Später beim Anschließen der Lithium Batterie umgekehrt: Erst den Pluspol anschließen, dann den Minuspol!
Als nächstes das Metallhalteband abgeschraubt:
Und schon konnte ich die AGM Batterien mit den Griffen rausnehmen:
Und raus sind sie! 🙂
Die Lithium Batterie einbauen und anschließen
Die Lithium Batterie mit 120Ah von Creabest passt wunderbar unter den Sitz vom Citroen Jumper, Fiat Ducato und Peugeot Boxter (sind bauglich):
Das Metallband kommt zum Schluss über die Batterie, mit diesem ist der Akku schon sehr gut unter dem Sitz befestigt. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und habe die Lithium Akku noch mit Hölzer eingeklemmt. Das ist nun „bombenfest“. 🙂
Die Polanschlüsse der Lithium Batterie bestehen aus einem M8 Gewinde, so dass man für die Leitungen Kabelschuhe verwenden sollte. Ich habe die dünnen Drähte zum dicken Draht zusammengeführt. Schöner und besser wäre es gewesen, jeden einzelnen Draht mit einem Kabelschuh zu versehen, jedoch hatte ich für die dünnen Drähte keine M8 Kabelschuhe. Es funktioniert auch so. Zur Sicherheit habe ich die Verbindung zusätzlich verlötet.
Die Batterie im eingebauten Zustand mit angeschlossenen Kabeln:
Vor dem Akku habe ich den Solarregler positioniert. Hinter der Batterie befindet sich der Ladebooster und Batteriemonitor.
Zum Schluss musste ich noch den Ladebooster auf Lithium einstellen (mittels zwei Dipschalter), sowie das Ladegerät von Clever und den Solarregler.
Die Ladekurve im Solarregler habe ich in der App eingestellt. Ebenfalls habe ich die App vom Batteriemonitor für Lithium angepasst.
Fazit zum Nachrüsten von Lithium Batterie im Wohnmobil
Ich weiß jetzt schon, dass es sich für mich lohnen wird. Mehr Kapazität (vorher ca. 95Ah, jetzt ca. 105Ah), weniger Gewicht, längere Lebensdauer, stabile Spannung und Schnellladung durch Ladebooster bis zum Schluss sprechen für sich. Für mich als Freisteher, für den Autarkie sehr wichtig ist, hat sich die Nachrüstung von Lithium gelohnt, das kann ich nach kurzer Zeit schon sagen.
Ich halte Euch auf dem Laufenden mit Updates! 🙂